Dienstag, 16. Oktober 2012
Vom seeligen Efeustein
Mir fehlen noch immer die Worte, die Fassung kehrt langsam zurück.

Ist ja nicht so, daß jeder Friedhofsbesuch ein leichter wär. Zumal wir da ja schon einiges an unschönen Erfahrungen haben.

Gut gelaunt sind wir am Kanal entlang spaziert und haben haben uns gut unterhalten. Am Tor stand ein Maronibrater, gegenüber hat ein neues Lokal eröffnet.

Am Weg zum Grab bemerken wir überall umgestürzte Grabsteine. Vandalismus mutmaßt der Mamazwerg, die Friedhofsverwaltung zwecks roter Karte sage ich.

Und so kommts, daß wir uns gar nicht weiter umsehen, bis wir kurz vorm einen Stein stehen und dann machts klick.

Diesmal ist zwar die Laterne noch da, aber massiv beschädigt. Mutwillig und nicht durchs Wetter, denn vor paar Wochen war noch alles intakt.

Dafür sehen wir den Stein. Also den ganzen Stein. Wie frisch geschlüpft sieht er aus. Ganz rosa.
Weit und breit kein einziges Blatt. Kein Krümmel Erde. Nichts, was darauf schließen läßt, daß seit Jahren hier ein Efeu wuchert. Gewuchert ist.
Entsetzen. Wut. Fassungslosigkeit.

Bei der Verwaltung weiß man auch nichts zu sagen. Man ruft die Gärtnerin an. Die kommt dann auch kurze Zeit später, etwas bleich, sowas hat sie auch noch nicht erlebt. Vor 3-4 Wochen war noch alles intakt. So einen sauberen Stein hätte sie auch noch nie gesehen. Da ist ja nicht mal mehr das kleinste Nopperl drauf.


Später dann, scherzt die Freundin über das Verschwinden, weil man eh kaum anders mit der Situation umgehen kann.
Wenn das so ist, sag ich, dann muß dieser Stein seelig gesprochen werden - was für Nonnenkrampfadern geht, muß bei dem Efeu auch möglich sein.
Wir werden sehen.

Und im Frühling teuer einen neuen Efeu pflanzen lassen.

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