Sonntag, 11. Dezember 2011
Tantengeschmack
Mitten in den Nachmittag hinein ruft sie an, ob ich flexibel wär, wies grad um meine Zeit stünde, sie fahren jetzt in die Stadt rein.

Daß der normale Mensch nicht an einem Sonntag unvorgewarnterweise innerhalb von 3 Minuten aus dem Haus rennt, fällt wieder nur mir auf. Da gehts gar nicht drum das Schlafgewand gegen was andres zu wechseln, aber vllt möchte man noch duschen oder gar frühstücken? Nein, also sie fahren nun los und erreichen in einer halben Stunde die Stadt.

Na gut, sag ich, das ist ein wenig blöd, denn ich bin seit 10 min fix verabredet, ich schau mir heut ein andres Baby an. Aber, ich weiß nicht wie lange ich bleiben werd, allzu spät kann es nicht werden, ich komm dann nach.

Wir wissen noch nicht, wie lange wir bleiben. Na ich ruf Dich dann am Handy an? Ja nein, Diskussuion wer seins mitnimmt. Und so verbleiben wir, ich werde mich melden, wenn ich mich verabschiedet hab.


Dann in der Konditorei, als wir uns über den Tisch und die andren hinweg anblinzeln, den Schalk im Nacken, da fällt mir wieder auf, wie gern ich ihn hab. Viel reden wir nicht miteinander, wir sitzen taktisch zu verkeilt und werden anders in Beschlag genommen. Die Ungeduld muß ich aussitzen, es wird andere Möglichkeiten geben.
Dafür höre ich alte (neue) Geschichten und irgendwie dreht es sich dann doch um die Familie. Das ist auch in Ordnung so. Es hält zusammen, was zusammen gehört.

Und dazwischen verstehe ich seine kleinen Bemerkungen vom letzten Jahr, als die Dame, die nicht meine Tante ist, von der Seite immer wieder zu maßregeln versucht, wir unterhielten uns so laut (oder über so wilde Geschichten). Da muß ich in mich reingrinsen und denke einfach an den Mamazwerg und lasse die Nichttante tun, was sie offenbar tun muß und gehe einfach nicht darauf ein.

Ich bin kein Kind mehr, ich bin nicht ihr Kind. Ich zahle meine Rechnung selbst und verstehe den angesäuerten Blick meiner Tante von vor einer Stunde nun noch besser.


Nachdem wir uns verabschiedet haben, such ich das Bimmelfon und rufe sie wie abgesprochen an. Und wie immer hebt niemand ab, und niemand ab, und niemand ab. Und das... denk ich mir dann... hätte ich mir besser sparen sollen. Denn das hinterläßt einen noch faderen als den Tantengeschmack.

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