Mittwoch, 27. April 2005
Die Teeorgie
DieAlex war so nett mir sämtliche Tees, die sie nicht mag oder satt hat, zu vermachen. So geschehen heute. Jetzt sitze ich inmitten neun Tees, teilweise 250 g Packungen. Jau – Körper, mach Dich auf was gefaßt, soviel zu trinken die nächsten Wochen.

Die Tees hab ich bekommen, weil ich ein notorischer Zuwenigtrinker bin. Manchmal frag ich mich, wie ich überhaupt noch schwitzen kann. Jedenfalls hab ich vor 2 Monaten angefangen sämtliche uralt Tees aufzubrauchen. Strategisch durchdacht das Ganze: Eine Kanne mit naaajaaa Tee und die nächste mit einem Tee, den ich wirklich mag.
Nachdem ich jetzt kaum noch eigene Tees hab, mach ich mich daran Fremdtees einzusammeln und zu verbrauchen.

Hier die Ausbeute:

Winterzauber
Apfelpunsch
Wolkendrache (Oolong mit Katzenpfötchen)
Amor´s Apfel
Rosengarten
Grüner Tee Japanische Kirsche (2x)
Grüner Tee Früchtegarten
Früchtetee Amaretto-Kirsch

Frag sich nur, wie das die Nase verkraftet. Der Pfefferminztee übertrifft den Hasenpfeffer bei weitem und läßt von der Intensität her jede After Eight Riesenpackung vor Neid erblassen. Sollt ich anhaltende Kopfschmerzen bekommen, wird den Tees ein neuer Verbleib gesucht. Erst mal Wasser aufsetzen und auslosen wer in die Kanne darf. : )

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Der Tanzschatten
Wir kennen sie alle. Geschichten über Kurschatten. Weibliche und männliche Kurgäste (oft verheiratet), die sich die Kurzeit gern mit einem Pantscherl versüßen wollen – aber nur unter der Woche versteht sich, denn am Wochenende ist Besuch erlaubt, da muß dann so getan werden, als würde man sich nicht kennen. Oftmals sind sie lästig, manchmal sind sie auch nett.

Der Tanzschatten ist kein Kurschatten. Den Namen hat er nur bekommen, weil mir nichts Freundlicheres eingefallen ist und keine böseren Namen wählen wollte. Ich übe mich ja schließlich gerade drin, Dingen und Leute, die mich etwas verstimmen etwas Positives abzugewinnen.


Natürlich fühl ich mich geschmeichelt, wenn sich jemand für mich interessiert. Wer tut das nicht. Aber ich bin alt genug um zu wissen was ich will, und vor allem was nicht.
G. ist sicherlich nett, seine Absichten werden deutlicher, aber er ist NICHT mein Typ. In keinster Weise – weder optisch noch sonst wie, nichts reizt mich an ihm. Auch nicht die halbheimlichen Telefonate mit Frauen, die er in meiner Anwesenheit führt. Und diese permanenten Vermessungsaktionen machen mich irre.

"Sei nicht so", sagt Godot. Klar, im andren Schlauchboot sitzen, aber groß reden.
"Ich will keinen Mitleidsf***", sag ich zu Clärchen. Clärchen ist solche Worte von mir nicht gewohnt. "Das darf man sagen, spätestens seit Miranda das über Zustandekommen ihrer Schwangerschaft zu Carrie gesagt hat." Clärchen grinst und steht auf meiner Seite. Sie amüsiert sich köstlich. "Godot ist ein Trottel", sagt sie und hat damit recht. Er hat mal wieder seinen Spaß daran mich in einer Situation zappeln zu sehen, die mir absolut widerstrebt. Statt zu helfen, steht er daneben und amüsiert sich. Manchmal könnt ich ihn bis auf den Mond treten.

Mal sehen wie es Freitag läuft, immerhin hab ich seit dem verunglückten Telefonat nichts mehr von ihm gehört und mich die letzten Wochen mit Steuererklärung schreiben rausgeredet.
Godot trau ich zu kurzfristig abzusagen, aber wenigstens kommen einige Leute, die ich kenne. Zur Not simuliere ich ein Telefonat und rette mich zum Mamazwerg. Ich hab sowieso vergessen die Thermoskanne auszuborgen.


Wie bisher geschah Part I, Part II, Part III.

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Der Tanzschatten - Treffen III
Am nächsten Wochenende half ich wieder im Garten und wurde für Sonntag zum Kaffeetrinken eingeladen "ohne Gartenarbeit". Also ich zusagte, eröffneten sie mir, daß G. auch kommen würde. Zu spät für eine Ausrede, zu spät für eine Absage. Wenige Minuten danach starb der Papst.

Gleiches Spiel von vorne, allerdings muß es ihm aufgefallen sein, daß ich mich sehr auf Distanz hielt. Auf die mehrfachen Einladungen in seine Garten antwortet ich nur sehr wage. Nach dem Verabschieden wieder das Beharren aufs Heimbringen. Es war ein sonniger Tag und eigentlich hatte ich noch was vor, aber ich war zu neugierig, was wirklich mit dem Händedruck war.

Während der Fahrt lümmelte er mal "sehr cool" mit dem Ellenbogen im Lenkrad. Ich versuchte krampfhaft aus dem Fenster zu sehen und nicht vor Verzweiflung zu grinsen. Innerlich verdreh ich vor Pein die Augen. Vor dem Haus unterhielten wir uns noch kurz. Nach dem vierten weitgefehlten Versuch meine Telefonnummer zu bekommen, gab ich auf. Ich hatte Mitleid (mit mir) und machte dem ein Ende, indem ich ihm die Nummer und Mailadresse gab. (Da wir beide mal ein Mail per CC und nicht BBC bekommen haben, hätte er auch leichter rankommen können.)
Dann wollte er mir seine Daten geben. Brauchte er aber nicht, ich erinnerte ihn daran, daß er beim Essen die Woche davor Visitkarten verteilt hatte und machte mich dran das Auto zu verlassen. Wenigstens weiß ich jetzt, daß der Handschlag beim ersten Mal kein Versehen war.

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Der Tanzschatten - Treffen II
Eine Woche später, Karfreitag, war ich wieder eingeladen. Am Übungsort war niemand, in der Wohnung schon. Da wurde mir erzählt, daß G. kurzfristig auch kommen würde und alles in ein Abendessen umfunktioniert würde. Klar, er hatte ja von meiner späten Zusagen gehört, dachte ich mir.

Das Essen war recht nett. Gemustert und vermessen wurde ich weiterhin. G. erzählte davon sich wieder bei einer Online Singelbörse anzumelden und ein paar Anekdoten zu gemachten Bekanntschaften. Das war der Moment, in dem ich mir dachte – ha, typisch Paranoia, nix da, keiner wird so offen (und verzweifelt) von Singelbörsen erzählt, wenn das Objekt seiner Begierde direkt daneben sitzt. Wirkt doch ein wenig jämmerlich sonst, oder? Wie ein Aufschrei "Nimm mich, bevor es die geilen Cyberweiber tun".

Als wir uns verabschiedeten, begann es gerade zu tröpfeln. Ich liebe Regen und ein paar Tropfen bringen mich nicht um. Ich geh gern durch den Regen.
G. tat als würd ich jeden Augenblick zu schmelzen beginnen (wegen des Regens, nicht wegen ihm) und drang sich auf mich heimzufahren. Die Straßenbahnstation 20 Meter weiter war kein Argument für ihn, daß ich eigentlich ein Buch lesen wollte, auch nicht. Ich dachte, gut, jemand weiß mit wem ich wann das letzte Mal gesehen wurde, also was soll's…

Die Autofahrt war kurz. Beim Verabschieden wollt ich brav die Pfote schütteln (das macht man da so) und er machte daraus eine Art Handgriff, wie man es bei den Schüttelritualen aus Film & Fernsehen kennt. Die Hände rutschten ineinander. Ich dachte – jetzt kommt's, jetzt mußt Du herumziehen, dies & das machen, und am Ende mit dem Hintern zusammenstoßen oder so. (Ich kenn ja solche Rituale auch). Nix da, nur das Einhacken. Gut, vllt hat er sich vor Aufregung vertan, dachte ich, stieg aus dem Auto aus und ging zum Haus. Tja, und dann schlug´s wohl durch – volle Pulle Musi an, bevor er beschleunigte – wie ein Halbstarker, genau das was ich brauch...

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Der Tanzschatten – Treffen I
Es begann Ende März. Eine Bekannte hat mich eingeladen Standardtänze zu üben. Da ich im August bei einer Hochzeit sein werde, ist das keine schlechte Idee zehn Jahre des Vergessens wachzurütteln. Godot erbot sich als Tanzpartner. Und damit begann das Ganze. Godot machte seinem Namen wieder mal alle Ehre.

Ich war schon vorher bei den Bekannten und daher pünktlich am Übungsort. Er kam als erster der anderen Teilnehmenden, stellte sich als G. vor und erzählte von Problemen mit der Hand, dem Unfall, seiner Arbeit und was auch immer. Weil es mir immer sehr blöd erscheint, wenn Leute schweigend rumstehen, nur weil sie niemanden kennen, hab ich mich halt an der Nase gepackt und mich an dem Gespräch beteiligt. Von Godot noch immer keine Nachricht.

Mit etlicher Verspätung kam dann endlich Godot (zu meiner Rettung). Leider etwas zu spät. Inzwischen waren nämlich die Kaffeetrinkplätze schon eingeteilt und ich zwangsbeglückt eingekeilt. Dann ging's ans Tanzen.

Godot und ich diskutierten gerade Schritte, versuchten uns zu erinnern und da bemerkte (endlich) Godot, daß G. ständig herüberschaute. Nennen wir´s mal schauen. Clärchen meinte später, es müssen schon extrem gewesen sein, wenn sogar Godot was davon mitbekommt. Ich hab mich gefühlt wie ein Stück Vieh vorm Schlachten. Zentimeter für Zentimeter wurde ich vermessen. Nicht einmal, keine zweimal. Nein... so oft es ging. Mal verstohlen, mal ganz offen.

Nach einer erfolgreichen Weigerung abklatschen zu lassen, verabschiedeten wir uns nach zwei Stunden und ich dachte, ich wär aus dem Schneider, dem Schlachter entkommen. Weit gefehlt, zu früh gefreut.

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