Donnerstag, 14. April 2005
Wohl mit finstrem Blick
eil ich durch die Gänge des Supermarkts. Zwei Kunden machen eilig den Weg frei, wohl aus Angst ich würde durch sie durchlaufen. Ich will hier weg, endlich heim. Ich hab das mehr als dringende Bedürfnis mir endlich die Hände zu waschen. Mit einer Spezialseife, die normale Seife bekommt selbst nach dem fünften Waschgang den Hundegeruch nicht ganz von den Händen. Ich bin genervt von der Bank und davon, daß mich der Sevilla-Aufenthalt noch immer verfolgt.

Das fing schon schlecht an, lange noch bevor ich dort war. Ein in Spanien lebender Deutscher, Gründer einer Apartmentfirma in der Stadt, in die wir wollten, verschmiß zunächst das Buchungsfax des gewünschten Apartments und war dann unfähig korrekt die Anzahlung ohne Spesen für mich zurück zu buchen (wozu gibt's schließlich IBAN und BIC). Ganz im Gegenteil, die Hälfte meiner Anzahlung war durch seine Dummheit verloren. Über 50 Euro Bankspesen aufgeteilt auf zwei Länder und es dauerte sehr lange, kostete sehr viel Nerven, Besuche und Anrufe bei meiner Bank, zig Mails, ein Besuch seinerseits in Deutschland und wohl auch ein Gespräch mit einer dortigen Bank und letztendlich Drohung mit Anwalt(es lebe die Rechtsschutzversicherung) und Polizei bis ich alles Geld wieder hatte. Oder beziehungsweise, das was durch sein Unvermögen in Spanien an die Bank verloren ging. Meine Bank hatte irgendwann ein Einsehen und hat mir ihre Spesen erlassen.

Drei Wochen vor dem Flug kam mir der Gedanke, daß ich in Spanien mit dem Bargeld möglicherweise nicht auskommen würde. Zumal ich mehrfach die Erfahrung gemacht hab, daß nicht in jedem Geschäft mit Kreditkarten bezahlt werden kann (hier ja auch nicht immer) und ich wollte nicht so viel Bargeld rumschleppen. Also ging ich zur Bank und ließ die Bankomatfunktion meiner Karte erstmalig aktivieren. Ich brauch das sonst nicht, weil die Bank so viele Indoormöglichkeiten hat, oder ich mit der Karte der 4 Buchstaben zahle.

Allein das war ja schon ein unglaubliches Theater. Ich war in einer Filiale in der Stadt. Mehrfach. Jedes Mal eine andere Dame. Jedes Mal wurde es noch schräger, noch komplizierte, noch nerviger. Ja, ich weiß, ich hätte zu meiner Betreuerin gehen sollen, dann wär das ruckzuck erledigt gewesen. Aber ich arbeitete fast täglich ein paar Ecken weiter und wollte nicht extra in meine Filiale fahren.

Irgendwann hatten sie es geschafft, die Karte war freigegeben. Der erste Test am Bankomaten war erfolgreich. Eine Stunde später wollte ich an einer Kassa mit der Karte zahlen - ging nicht. So etwas liebe ich ja sehr. Ich hatte zum Glück genug Bargeld mit (mit "Quick" erlebte ich vor Jahren eine ähnlich böse Überraschung) und ließ am nächsten Tag die Funktion wieder sperren. Dachte ich. Eine Karte, die nicht funktioniert, wenn ich sie brauch, will ich nicht, zahl ich auch nicht. Zumal die aktivierte Funktion pro Quartal verrechnet und der Verlust bzw. die Sperre sehr teuer wird.

Ich staunte nicht schlecht, als im Oktober am Kontoauszug irgendwas von Karte stand und dahinter der abgezogene Betrag. Der Mensch am Schalter klärte mich auf, wir klärten die gesperrte Funktion, ich unterschrieb etliche Zetteln und damit war die Sache für mich geklärt. Für die Rückbuchung ließ sich die Bank noch einmal extra viel Zeit.
Im Jänner oder Februar war wieder ein Abzug mit Rückbuchung einen Tag später. Bemerkt habe ich das beim Studieren des Kontoauszugs. Sehr wohlwollend. Toll fand ich das, daß das wohl reibungslos läuft. Bis heute...

Letzte Woche, die Banken waren schon geschlossen als ich den Auszug holte, das gleiche Spiel. Abzug wegen Karte. Bis heute keine Rückbuchung, also bin ich am Heimweg zwecks Klärung in die Bank rein. Die Dame ist etwas verwirrt. Zunächst will sie mir erklären, ich hätte nur Zugriff, wäre aber nicht hauptberechtigt. Wieso ich dann "mein Konto" sag, frag ich besser nicht. Wir klären die Besitzverhältnisse und sie zeigt mir am Bildschirm, daß die Automatenfunktion noch immer aktiv ist inklusive Rahmen. Eine Viertelstunde später verlassen ich die Bank. Ich bin schwer genervt und bekomme jetzt das, was ich zu vermeiden suchte. Eine neue Karte, ein neuer Code. Es sei unmöglich die Aktivierung auf der Karte zu streichen. Und das von einer Großbank...

Im Supermarkt, den ich abbruchreif finde, gibt es alles, nur keine maschinell gefüllten Oliven. Dafür sonst sämtliche Formen von Oliven in jeder Preisklasse, nur nicht meiner. Und mit Knoblauch will ich schon gar keine. Verzweifelt nehme ich fast ein viel zu überteuertes Glas mit. Da fällt mein Blick noch einmal auf die seltsamen Dosen weiter oben und greife zu. Spanische Oliven mit Anchovis gefüllt. Na mal sehen, ob die wirklich so schmecken wie in Spanien. Ein wenig versöhnlich bin ich wieder. Lächeln kann ich aber erst, als ich die Wohnungstür aufschließe und mir der Duft von "Hasenpfeffer" um die Nase schwebt.

... verpflanzen (0 Kommentare)   ... bewässern