Sonntag, 30. April 2006
Sichtweisen
Bei uns gibt es ein Minderheitenprogramm in der Glotze. Eine der Sendungen läuft jeden Sonntag gegen Mittag.
Früher mochte ich das Format sehr gern. Es hat andere Religionen, Kulturen, Veranstaltungen etc gezeigt und war informativ.
Seit einiger Zeit allerdings herrscht vorallem ein Subtext sehr stark mit: das Land ist so scheiße, die Bevölkerung ist so scheiße. Da frag ich mich - wenn alles hier so scheiße ist, wieso kommen dann die ganzen Leute hierher? Gibt sicherlich auch andre Länder in die man kann.

Heute bei dem Bericht hab ich ja nur gewartet, daß sie die eine Frau auch als Flüchtling und unterprivilegiert und ausgeschlossen darstellen. Ich weiß, coole Handy bekommt man mim Vertrag nachgeworfen, aber einen so I-pod kann ich mir mit meinen zwei Jobs sicher NICHT leisten.

Und die ganzen Übergriffe gegen Ausländer - sicherlich nicht schön, aber gibt es auch eine Statistik andersrum? Ist es nicht auch ein rassistischer Angriff, wenn ich wegen meiner Haut- und Augenfarbe regelmäßig auf der Straße belästigt werde? Und sexistisch noch dazu, ich hab selten (ganz eigentlich noch nie) gesehen, daß hier ein Dunkelhäutiger eine dunkelhäutige Frau belästigt hätte. Aber Sichtweisen sind anders. Und weil ja alles so scheiße hier ist, woher kommen dann die Nichttouristen, die hier leben möchten, denen es hier trotzdem gefällt. Oder sind das nur die, die sich halt ein wenig anpassen können und das Leben hier respektieren?

Es geht mir jetzt nicht gegen die Ausländer und auch Kritik in Ordnung – nur wenn ich hör Herr X. ist aus dem Land Z. geflohen, weil es dort Menschenrechtsverletzungen gegeben hat, kann ich nur Herrn X empfehlen vorher den AI Bericht zu lesen, weil Österreich oft genug in selbigen Berichten vorkommt, statt dann groß rumzutösen wie pöse pöse pöse wir hier alle sind. Irgendwo bin ich's langsam leid.

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Herr X gehört, dadurch daß er jetzt in Deiner Stadt wohnt, zur Gesellschaft Deines Landes. Und daß, daß er seine Meinung äußert und Mißstände nennt ist ein Recht, das in einer Demokratie jedem zusteht - auch wenn er keinen Amnesty- Bericht gelesen hat oder den richtigen Paß in der Tasche hat.

Besser, sie sagen ihre Meinung öffentlich als daß sie sich abschotten und ihren Groll in sich hineinfressen.

Ist nur meine Meinung. Gegen die sexuellen Belästigungen kann ich leider auch nicht helfen, aber sind das denn nur Dunkelhäutige Die Dich anmachen?

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Mir gehts um was andres. Groß wird drüber geredet, daß Herr X ein Flüchtling ist, weil in seinem Land Übergriffe stattfinden - bloß, das ist hier nicht anders. Geht ja Jahr für Jahr durch die Medien.

Du kannst es Dir aussuchen, allerdings waren es in den letzten 12 Monaten fast ausnahmslos dunkelhäutige Menschen, die mich in der Nacht verfolgt haben, oder bei Straßenbahnstationen etc. belästigt haben.
Seltener sind die Belästigungen durch Türken geworden.

Vorletzte Woche ist in der Straßenbahn eine Frau derart belästigt worden, daß sie bei einer anderen Station als gewollt, aussteigen mußte, um endlich Ruhe zu haben.
Ich habe nichts dagegen, wenn Leute her kommen, weil sie in ihrem Heimatland verfolgt werden. Aber ich habe etwas dagegen, wenn man sich als Einheimischer fürchten muß, weil sich genug (männliche) Ausländer nicht an die Regeln hier halten und auch nicht gewillt sind sie zu respektieren.

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Ob es nun wahr ist oder nicht: Auf jede sexuell belästigte Frau sollen zwei Männer kommen, die eins in die Fresse bekommen haben. Weitgehend von der gleichen Bevölkerungsschicht. Und es kann nicht angehen, daß Frauen deshalb große Teile der Öffentlichkeit meiden und bleiche Jugendliche sich als Gangsta mit Nazi-Haarschnitt vekleiden, im Solarium ihre Hautfarbe anpassen und gebrochen deutsch brabbeln.

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Was soll man dazu sagen, ohne gleich die Gemeinde derer aufquietschen zu lassen, die jede verquere Auffassung unserer Mitbürger ausländischen Aussehens versteht.

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Wenn mich jemand verbal belästigt, kann ich aufgrund der (nicht vorhandenen) Deutschkenntnisse Rückschlüsse darüber ziehen, wo dieser Mensch wahrscheinlich nicht geboren und zur Schule gegangen ist.


Gegen AusländerInnen an sich hab ich nix, sonst könnt ich auch nicht seit Jahren meiner Erstarbeit nachgehen. Da hab ichs nur selten mit InländerInnen zu tun.
Ist mir jetzt auch egal, ob wer grün oder blau im Gesicht ist, mir sind auch schon arge Sachen mit Japanern passiert, nur weil die teilweise der Meinung sind, daß eine Frau nicht den Mund aufmachen darf.
Eher gehts mir darum, wie manche Sachen österreichfeindlich im TV gebracht werden und darum, daß viele zwar hier alles Recht für sich beanspruchen, ohne sich aber selbst an die Regeln des allgem. Zusammenlebens halten zu wollen.

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Mit gemeinsamen Regel kann man heute keinem mehr kommen. Weil sich jeder nur an seine eigenen halten will und mit dieser Freiheit gerne hausieren geht, legt er konsequenterweise anderen gegenüber übertriebene Toleranz an den Tag, solange er selbst darunter nicht zu leiden hat.

Doch die viellfältigen und oftmals sehr repressiven Regelsysteme der verschiedenen Gruppen, denen sich der einzelne vermeintlich freiwillig unterwirft, geraten aneinander. Und es sieht so aus, als wollten einige lieber heute als morgen diese Konfrontation und würden gerne auch den Buchstaben des Gesetzes oder die Schärfe des christlichen Schwertes kennenlernen.

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