Sonntag, 17. April 2005
Die Autosache
Der Sonnenschein ist wieder glücklich. Seit Wochen das erste Mal wieder gut gelaunt und nicht deprimiert. Er hat sich verliebt. In ein Auto. Das muß er haben - Neuwagen versteht sich. Ich verbiete mir die Überlegung wieviel Geld das in realem Geld ist und was man damit tun könnte. Ist schließlich auch nicht meines. Viel billiger als Listenpreis schwärmt er. "Machst Du aber eh eine Probefahrt?", will ich von ihm wissen. Nein, zu weit weg. Gut, er ist alt genug, ich versuch mich fast gar nicht einzumischen, frage nur, ob er das mit seinem Vater schon beredet hat und was dieser dazu meint. Probefahrt finde ich wichtig, zumal der Sonnenschein kein Zwerg ist. Bei der Größe sollte man schon ausprobieren, ob man reinpaßt, der Mini war auch zu kurz.

Begeistert schickt er mir einen Link, damit ich den Wagen bewundern kann. Traurig denk ich an den alten Polo. Der bleibt aber in der Familie, ich bin beruhigt. Telefonisch weist er mich an, bis ich bei dem Wunschauto lande. Ich bin ein wenig unruhig. "Du", sag ich, "ich will Dir ja nicht zu nahe treten, aber... Du machst das doch nicht aus Verzweiflung um Mädels aufzureißen, oder?" Wildes Verneinen am anderen Ende der Leitung. Das Auto sieht sehr nach Potenzkrücke aus. Ich erwähne das auch vorsichtig. Er bestreitet erneut. Gut, ich will ihm glauben, doch ganz vergessen kann ich die wenigen verzweifelten Worte, die ich nach langer Zeit aus ihm rausgebracht habe, nicht. Die Frühlingsdepression hat ihn voll erwischt, viel mehr Frühlingsgefühle und niemand dazu. "Ich will nicht mehr allein sein", bricht es vor einem Monat aus ihm raus. TJA - wer hat denn das verbockt? Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich freue mich, daß er endlich wieder fröhlich ist, etwas hat, worauf er sich freut. Und dann, zwei Tage später der Einbruch. Der Händler meldet sich nicht. Er hat wo gelesen, daß es den Wagen nicht mehr lange geben wird. Er sitzt in einem schwarzen Loch. Ich rede auf ihn ein, beschwöre was von positiven Gedanken, nicht alles schwarz anzumalen, dem Händler paar Tage Zeit zu geben.

Gestern der Anruf, seine Ausgelassenheit wirft mich fast um. Mit dem Händler ist alles fix, seine Fröhlichkeit scheint förmlich durch die Leitung durch. Mal sehen was sein wird. Ich hoffe nicht, daß er sich durch das Auto verändern wird, bei manchen hab ich das leider schon erlebt.

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