Montag, 4. Oktober 2010
Abend im Morgenland
Es ist kurz vor knapp, ich muß zu einem Termin außer Haus, der sich schon im Sommer als sehr schwierig erwiesen hat und uns die letzten 2 Wochen schon auf Trab hielt, da läutet das Telefon.
Natürlich heb ich ab - kann ja sein, daß der Termin abgesagt wurde, und ich mir die Bezirksumrundungen sparen kann.

Hab erst gar nicht verstanden, wer dran ist. Dachte an den Schlosser, aber den erkenn ich an der Stimme & Art (soweit ist das schon *gg*), dann dachte ich an den Installateur. Aber der HV hat (wie immer) nicht rückrückgerufen und gemault hab ich auch nicht, und worum gehts eigentlich?
Also der Zusteller hat eine Nachschulung erhalten. Wuii - ich hatte mich doch gar nicht beschwert, das waren die eigenen Kollegen. Hab aber nichts gesagt, mich nur entschuldigt, weil ich schon sehr ungehalten war. Ratespielchen und nicht zur Sache kommen, während ich schon auf der Gassen sein sollt - kann ich nicht.

Dann kommt natürlich, was kommen muß. Mein schöner Zeitplan ist im Ar** und die Kettenreaktion beginnt: ich eine Minute zu spät aus dem Haus, die Straßenbahn 2 Minuten zu früh an mir vorbei. Fein. Also per pedes zur Ubahn und hoffen, daß ich die erwisch. Weil dann erwisch ich den Bus usw.

Ubahn erwischt, dabei hat mich die nächste Straba überholt (auf nix ist mehr Verlaß) und sogar noch eine Ubahn hätte ich verpassen können. Wobei die sonst nie einen 2 Minuten Intervall hat, wenn ichs eilig hab.
Im Bus habe ich mich stehend über 20 Minuten durchschütteln lassen, bis wir dann endlich sämtliche Steigungen genommen hatte, ich raus und zu Fuß die letzte vor mir hatte.

Dann vor dem Haus. Das so von außen so gar nicht passend aus. Oder vllt doch. Das Namensschild am Briefkasten war kaputt, nicht vorhanden - wie auch immer. Kein Hinweis, ob ich richtig bin. Nachfragen in der Firma, fast mit Anfall, weil Cheffe - wie immer - am Telefon und nicht zu sprechen war.

Einmal angeläutet. Dreißig Sekunden später bricht das Sprachgewirr los. Drei Kinder in drei Größen öffnen mir die Tür und gehen wieder. Das wars.

Andre Länder, andre Sitten, denke ich mir und ziehe vorsorglich mal die Schuhe aus. Man weiß ja nicht. Man sagt es einem ja auch nicht, aber... Höflichkeit gehört zum Programm. Zumindest von meiner Seite.


Während ich dann meiner Arbeit nachgehe und wir am Eßtisch sitzen kommt - ja keine Ahnung wer - Hausmädchen oder so - vorbei und sagt hallo. (Kann ich ja auch nicht so wirklich haben. Guten Tag sollte schon drin sein, aber was solls... ) Ob ich was trinken möchte? Tee, Kaffee, Wasser ... Nein danke, sag ich. Warum nicht?
(Wie warum nicht? reicht ein "nein danke" heute nimmer? und dann ging das so weiter....)
Ich hab versucht einfach um mich herum alles weitere zu ignorieren... das kleine Kind, das auf den Tisch gekrabbelt ist, dazwischen die schiefen Kerzen aus dem Ständer nahm und sonst was damit tat, dann fast vom Tisch fiel, dann war wieder ein andres Kind da, dazwischen wurde laut in der Küche rumort....

Irgendwie kam ich mir vor, wie auf dem Bazar. Von Ruhe und Arbeits-atmosphäre keine Spur, um uns Gebrüll und Getobe. Ein ungespitzer Bleistift, kein Radierer, kein Papier... und die Küchenhilfe dazwischen, die um uns den Tisch deckt.
Erinnert mich an die Russen Geld spielt keine Rolle.

Und ja - es war noch schlimmer, als es sich anhört. Falscher Film oder so. Aber vllt bin ich ja unsichtbar? Kann aber nicht sein, weil mich die Kinder leider wahrgenommen haben. Sozusagen als exotisches Tier im Bazar. Versteh ich ja auch teilweise, aber wie kann das sein, daß a. niemand Bescheid sagt, daß ich komm, b. niemand die Kinder in Schach hält - oder anders gesagt - für die Ruhe sorgt, die ich brauche, damit sie kriegen, wofür sie zahlen?

Also ich sähe aus, als käme ich aus Australien. Nein sag ich. Austria. Kleine Känguruhs. Dann lachen wir.

Dazwischen kommt sie dann doch. Im Hochsommer fast komplett verhüllt, zeigt sich mir nun, wie es zu Hause abgeht. Das ist ein massiver Widerspruch, mir schon fast zu kraß. Aber irgendwie dann doch viel charmanter mit diesem kleinen Sprachfehler und der viel zu großen Nase und so - in den eigenen 4 Wänden - versteh ich ein wenig.

Dann ist die Zeit um. Niemand bringt mich ins Vorzimmer, niemand bringt mich zur Tür. Vor der Tür ein riesen Tumult, Tür geht auf und Riesengeschrei. Hab mich durch die Tür verdrückt. Als ich die Gartentür hinter mir zu mache, fällt dem Herrn des Hauses ein, daß er mich doch kurz - fragen könnte, wies lief. So der Höflichkeit halber.

Hab dann den Bus doch noch erwischt, somit die Ubahn und die Straßenbahn und kam schneller heim als hin. Und irgendwie frag ich mich, was mich gebissen hat. Weil die Schmeichelei, man wollte nur mich und niemand andren, schön und gut - aber nun steht ein zweiter Termin wöchentlich an und ich weiß nicht, ob bzw. wie ich das pack - außerdem falle ich somit ab 16h für den restlichen Tag komplett aus & finanziell um: Eine Stunde hin, eine Stunde zurück, alle andren Sachen hinterher nicht mehr möglich.
Es ginge auch Samstag. Am Heimweg fällt mir ein, daß Samstag gaaanz schlecht ist. Messen ect gehen vor. Da diskutier ich nicht. Oder anders formuliert: bei uns gerne, aber als Weltreise ans andre Ende der Welt Stadt - nein.

Dann müssen wir also umschieben, obwohl heute schon verschoben wurde. Mal sehen, auf welchen Zweig wir kommen. Was ich so für mich nicht versteh, warum die Botschaft nicht sowas wie ein Cultural Training für ihre Leute veranstaltet. Ich verlange nicht viel, aber ein Minimum an dem, wie man hier mit Gästen umgeht, hätte ich doch gern.

Ich werd mal dem Cheffe ein Mail schreiben, bevor wir morgen endlos telefonieren, denn ich sitze auch auf einem Ast. Auf welchem wird sich noch zeigen. Vorerst ist er dann mal im Bilde und kann Tage rumschiebt und festlegt. Dann sehen wir weiter.

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Erst montiert ...


... dann paniert




Da das alles eine derart klebrige Angelegenheit war, hab ich kurzerhand beschlossen, den hungerknurrenden Magen zu ignorieren und gleich alle/s fertig zu machen, bevor das hier zu einer endlos Kleberei ausartet.

Ist es eh, aber zumindest nu zeitlich begrenzt. Hoffe ich zumindest.

Ausbeute: Mittelfinger ist mit Blasen gesegnet...

Und in weniger als 5 Stunden kreischt der Wecker.
Vllt macht Klebearbeit ja müde ; )

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