Donnerstag, 26. Dezember 2013
Chronik eines Winterurlaubs
Ich verweiger mich bereits seit Jahren der Aufforderung ein paar Tage zum Urlaubs- oder Kurorts zu kommen.
Bislang war ich schlau genug. Auch vor ein paar Wochen habe ich das Angebot mit "Ich arbeite am 23.12" dankend abgelehnt.

Aber dann schlug die friedliche Adventsstimmung ein & noch paar Tage weitere "Du brauchst auch einmal Urlaub" bin ich unter der Voraus- setzung "Einzelzimmer" eingeknickt. Und zwar genau am Anstaltstag, der auch ungeplant war. Dort die Verbindungen rausgesucht & schon die Fehlbuchung hätte mir eine Warnung sein solln.

49 Stunden – da kann net viel passieren.
Ich sollte es besser wissen.

Kaum ist gebucht, krieg ich schon zu hören, daß meinetwegen Pläne geändert werden müssen.
Daß ich gesagt hab, "Bitte nichts ändern, ich komm zu Mittag an, leg mich an den Pool, ins SPA oder Bett" wurde ignoriert.
Dafür hab ich gehört, welch ein Glück mein Kommen ist, dann könne ich ja gleich Schier/Schneeschuhe oder beide heimnehmen. Auja.
Da hätte ich aber eh keinen Rückzieher mehr machen können.


Ich sitz also mit 5 Stunden Schlaf und einer Magenrebellion vor 9h im Zug und los geht’s. Die Bahnfahrt war ja wirklich super, das ganze Abteil hat sich gut amüsiert.

4 ½ Stunden später seh ich den Mamazwerg am Bahnsteig – und nix ist mit Ruhe.
Eine knappe ¼ Stunde Auspackzeit hab ich erzwungen (andre Schuhe auspacken), dann waren wir auch schon unterwegs.
Seit 7h nix gegessen - es gibt dann Jause. Also bis dahin spaziert, Jause, dann noch kurze Pause und ins Spa - zum Glück Behandlung mit Ruhepause.
Der erste Tag ging friedlich vorbei, auf Knallfrösche bin ich nicht ein- gestiegen, der Mamazwerg plapperte fröhlich weiter.

Bereits um halb neun Richtung Zimmer abgebogen – hatte bisserl Schlaf aufzuholen. Leider sah das die Discomusik 3 Stock unter mir bis nach halb zwei nicht so.

Tagwache eigentlich so, daß um 8h30 Frühstücksaufnahme startet, hab mich jedoch wenige der kurzen Nacht eine ½ Stunden nach hinten angemeldet.

Anschließend ein toller Ausflug und wieder alle Spitze ignoriert.
Angefangen vom plötzlichen Dialektsprech in der Gondel, weil ein Einheimischer dabei war, oder die Bevormundung (in der Gondel wagte ich es einen Moment die Augen zu schließen, weil mich die Sonne blendete, später bekam ich ein Lachverbot, als ich unerwartet durch die Schneedecke gebrochen bin und bis zum Knie versunken war).

Alles gut bis zur Jause (seit 6 Stunden weder etwas gegessen noch getrunken). Ich wage es 2 (!!) halbe Semmeln zu nehmen und dann kommt "Du weißt aber schon, daß es noch ein Abendessen gibt!"
Ja – ich hätte das schlucken können – aber wieso?
Darauf sag ich – das ist insgesamt eine (!!) Semmel, ich hab seit dem Frühstück nichts gegessen, das wird ja wohl noch erlaubt sein. (Die letzten 1 ½ Stunden bekam ich zu hören "Wir gehen noch zur Jause". Ich hätte nichts gegessen, wären wir nicht hingegangen.) Und sag noch "Du hast um 2 einen Apfel gegessen…" Daraufhin kam so was wie Ruhe und ja – ich hätte es hinnehmen können.
Wie bei Essen vorher oder dem Lachverbot - aber ganz ehrlich - ich wollte nicht. Es ist auch mein Urlaub und ich habe keine Lust auf die anhaltende Bevormundung.

Und dann gings los…
"Ich laß mir nicht den Mund verbieten." woraufhin die Eiszeit ausbrach. Ich hab 15 min in den umrührenden Tee geschaut, sowas halt ich aus.
"Wann gehen wir essen?", fragt der Mamazwerg. Darauf ich "Zwischen 7 - viertel 8" Daraufhin keift es von gegenüber "Viertel 8 ist mir viel zu spät." Ich: "Warum fragst Du mich dann und außerdem könntest Du ja auch ganz in Ruhe sagen 7h ist mir lieber."
Mehr hats nimmer gebraucht - Staubwolkerl.

Alles was dem Wurzelzwerg berechtig an Fehlverhalten vorgehalten wird, wird bei mir ungeniert auch gemacht... Mir fehlen die Worte.

Pünktlich um 19h war ich zur Abholung bereit - wer war noch nicht im Gwand? - genau.
Dafür kam dann auch beim Essen "Ach, es ist schon viiiel zu spät für mich…" Ich hab darauf gesagt, daß ich pünktlich fertig war (kein Hättest nicht so getrödelt oder Wärs halt fertig gewesen - nix). Trotzdem bliebs bisserl frostig.

Beim Abendessen nochmal eine unnötige Bemerkung, ich solle nicht alles hinterfragen. ("Das ist der zweite Türke an der Bar. Die Bar ist fest in türkischer Hand." – "Was soll das jetzt heißen?" – "Der andere ist auch Türke." – "Vllt sind das Österreicher in der 2ten Generation" ... bllaaaa – aber mir jahrelang anhören können, ich wär so ein Rassist. Unglaublich.
Alles, was im Hotel Slawisch spricht, ist gleich ein Russkie – über alles und jede/n gibt’s was zu sagen.)

Essen durfte ich, was ich wollte, obwohl mein Ministück Tiramisu beäugt wurde, aber selber 3 Apfelscheiben mit 10 cm Schlagobers ist halt keine Ausgangsposition für einen Kommentar ; )
Ich hab mich kurz nach 20h zum Packen abgemeldet.

Beim Frühstück auch ganz unnötige Hektik. Ich erzähl gerade was, hab noch eine halbe Tasse Tee vor mir, würgt mich der Mamazwerg ab.
(In unserem Bereich 5 Tische noch nicht abgeräumt.)

Immerhin, die letzten Stunden wars dann wieder friedlich. Spannend für mich gegen 13h das Drängen zu einem Stück Torte (etc.), ich müsse doch was essen (nö!). Oder wenigstens was kaufen für die Heimfahrt (nö).

Im Zug 4 wunderbare Stunden geschwiegen und auch mich selbst wieder gehört.
Schön, wieder paar Stunden allein zu sein.


Fazit: keiner Adventstimmung nachgeben.
26 ½ Stunden respektive ca 2x 14 Stunden kann ich einfach Sachen überhören, aber dann geht’s einfach nicht mehr.

Noch so ein Dialog
"Wir sind da grad ums Eck gefahren" – "Wie, ums Eck gefahren?" – "Na mit der Gondel. Als Du lieber die Sonne genossen hast." (no comment)
Dann hab ich erst verstanden, daß die Mittelstation gemeint war und kein Ums-Eck-fahr-Pfeiler - und da hatte ich die Augen schon offen. Nur dazwischen voll in die Sonne gesehen und kurz 2-3 Minuten zugemacht - hab ja Urlaub und der Mamazwerg hat seit dem Vortag auf mich ohne Punkt und Komma eingeschnattert. Jeden Wipfel und Gipfel mit Namen, Daten & Fakten.

Mein Lieblingsspruch war beim letzten Frühstück "Ich esse kein Fleisch, nur Fisch und Geflügel". Da hab ich, die Kellnerin sah derart verwirrt aus, gesagt "Also nichts was 4 Füße hat." Danach konnt ich mirs auch anhören. Ganz feiner Zug von der Kellnerin zu sagen, wir hätten den gleichen Vornamen, sie wüßte, wie wasauchimmer ich daher sei (WTF??).


Mit dem Abstand von bereits fast der Aufenthaltsdauer kann ich über das Ganze auch schon lachen. Weils teilweise derart absurd ab der Jausensache wurde. Trotzdem - ich bin vorerst mal wirklich geheilt.
Das Gedächtnis vom Mamazwerg wehrt noch viel kürzer, ich höre bereits, wie toll die Zeit mit mir war. Na auch gut.

Jetzt mal einfach die Ruhe und vor allem Stille genießen.

... bewässern


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