Sonntag, 7. Jänner 2007
Wenn es nichts zu sagen gibt
"Ich wollt Dich nur anrufen, um mit Dir zu reden", sagt sie. "Dann red was", sag ich.
Es folgt weiteres Schweigen. Schweigen sollte dieses Telefonat dominieren.
Warum ruft man jemand an, wenn dann eh nichts zu sagen ist. Nichts zu erzählen gibt, den andren Menschen eh schon ausgeschlossen hat.
Vorgeschichte: Donnerstag abend habe ich zwei Freikarten für einen Galaabend angeboten bekommen. Freikarten – allerdings mit Beginn in knappen 2 Stunden. Also Telefonknochen rausgeholt und paar Nummern versucht. Kandidat eins mußte lernen. KandidatInnen 2 bis 4 haben nicht abgehoben. Langsam etwas ratlos geworden. "Warum probiert Ihr nicht mal Eure gespeicherten Nummern aus", sag ich in Richtung der Kartenspenderinnen. Denen fällt auch niemand mehr ein. Gut, probier ich's mal mit sämtlichen noch gespeicherten, aber eigentlich ad acta gelegten Nummern, auch ihre ist da dabei.

"Ja Sid…, Du rufst mich ja an...", sagt sie. Joo.. hab's mir eh 5936x überlegt, ob ich's wirklich tun soll. Sauer bin ich nämlich immer noch, aber Freikarten sind Freikarten, und man kann ja mal den ersten Schritt tun. Mal wieder. Schon wieder. Zum wiederholten Mal.
Sie hat eh keine Zeit.

Die Bärchenfreundin ruf ich gleich gar nicht an, die hätte neben schlechter Laune sowieso nur Ausreden. Außerdem bin ich dort gerade eine persona non grata (ich wurde zur Taufe ausgeladen).
Ich fahr heim und knappe zwei Stunden später befinde ich mich im Tiefschlaf.

Gestern, Mittagsschläfchen. Zugegeben, ich war von der Woche dermaßen ko, daß ich den ganzen Tag im Bett verbracht hab. War ja auch Feiertag.
Knochen läutet. Name am Display. "Hab ich Dich geweckt?" - "Ja" - "Oh, dann ruf ich später an." - "Egal, jetzt bin ich schon wach…" Schweigen, Schweigen, Schweigen. "Was gibt’s?" - "Ich wollte nur mit Dir reden" – nur zu. Schweigen.

Sie wollte wissen, wann wir das letzte Mal telefoniert hätte. Charmant wie ich sein kann, kam die Antwort "Zwei Wochen bevor Du nach *** geflogen bist" - "Ah, das ist ja fast ein Jahr her…" – gelle, denk ich mir auch schon seit langem.

"Und was hast Du letztes Jahr so gemacht?" - "Gearbeitet" - "Aha, hätte ja sein können…" (Die Leute haben eh Vorstellungen… das nächste Mal sag ich, ich war ein halbes Jahr im Zirkus und ich bin mit wem durchgebrannt…)
"Ich hab so viel lernen müssen, ich hab gar keinen Urlaub machen können." (Ja Kind so ist das Leben, wenn man studiert… Darauf ich:) "Ich hab seit Jahren keinen Urlaub gemacht" - "Aber Du fährst doch immer zu Deinem Freund, da hast Du doch Urlaub" BITTEEEE????? - "Sagst Du mir bitte, was daran Urlaub sein soll, wenn ich einen anderen Haushalt schmeiße und dort die ersten 2 Tage damit zubringen die Wohnung zu putzen, das aktuelle Haustier zu versorgen, ewig in einem Supermarkt herumzustehen etc." - "Für mich ist Urlaub, wenn ich nicht zu Hause bin." – für mich ist Urlaub, wenn ich keinen Finger rühren und mich um nichts kümmern muß (außerdem gibt es besagten Freund schon über ein Jahr nicht mehr, das sollte sie wissen) … Zwischen Ferien und Urlaub gibt’s es btw. einen Unterschied.
Ich geb´s zu, ich war schon nach zwei Minuten genervt und ich hab mich nicht wirklich bemüht, aber für das, daß sie das Gespräch begonnen hat, war die Vorstellung mehr als lau…

Ich konnte ihr nicht sagen, was ich mir denke, daß mich Unzuverlässigkeit noch immer ankotzt und ich dbzgl. mit Godot mehr als genug abgekommen, denn wie immer hat sie nach 5 Minuten etwas vorgeschoben um das Telefonat zu beenden. (diesmal waren's nicht die Katzen, sondern ein leerer Akku). Wer ruft mit nem leerem Akku wen an, um mal wieder zu reden?? Sie würde mich dann am Abend anrufen. Genau... sowieso sie's seit Jahr und Tag gemacht hat.

Ich halte an dieser Freundschaft nicht mehr fest. Es gibt keine Freundschaft mehr. Mit dem Umzug zu ihrem Freund hat sie mich aus ihrem Leben ausgeschlossen, läßt mich nicht teilhaben, hat kein Interesse daran und ich bettel nicht. Die Freundschaft hat sich merkwürdig vor Jahren entwickelt und ich bin es leid nach so vielen Jahren noch immer die andre Wange hinzuhalten.

Es wird Zeit ein paar Nummern zu löschen. Platz für neue Menschen schaffen.

... bewässern

 
Klingt
alles recht merkwürdig, manchmal ist die Beendung einer Freundschaft das beste, was man tun kann, damit wenigstens die Erinnerung daran noch trägt... oder so...

... verpflanzen  

 
Ich bins wirklich leid Leuten hinterher zu laufen.
Um eine Freundschaft zu pflegen gehören mindestens zwei dazu. Und das ist einiges an Pflege, auch wenns viele nicht glauben. Ich bin mit Godot schon genug gedient. Ich hab lang gesagt, daß ich keinen Bock dazu hab, sie weiß das auch.

Die Nummer ist gelöscht, und andere gleich mit. Ich fang das Jahr frisch an.
Das soll nicht heißen, daß Türen auf immer zu bleiben - aber weit offen stehen sie im Moment auch nicht. Mir zieht es zu sehr. Einige Leute werden anklopfen müssen...

... verpflanzen  

 
Das neue Jahr mit Aufräumen zu beginnen, ist immer eine gute Sache!
In diesem Sinne: Auf ein schönes Neues mit vielen zuverlässigen Freunden!

... verpflanzen  


... bewässern


To prevent spam abuse referrers and backlinks are displayed using client-side JavaScript code. Thus, you should enable the option to execute JavaScript code in your browser. Otherwise you will only see this information.