Faultierwirtschaft

Als ich gestern (resp. heute kurz vor 3h) den Puter ausgemacht hab und wieder zurück zur Arbeitskiste ging, die sich am Bett ziemlich breitgemacht hatte, war da am Boden so ein langer Faden.

Nachdem ich vorher sehr entspannt gefühlte Tonnen an Papier durchgesehen und einiges davon eliminiert hatte, kann das auch gern mal sein, daß zwischen Arbeitssachen Bastelkram oder Textilfäden auftauchen und das muß ja noch nichts heißen.

Also dacht ich mir - sei ordentlich, beförder den gleich in den Müll - und mach einen Schritt auf den Faden zu.
Zwischeninfo - ich zieh mir seit mittlerweile Wochen (und sehr sehr vielen Nächten) eine Menge übernatürliches Bildmaterial rein.
Ich also in Aufklaubnähe, strecke grad zwei Finger aus, um zuzugreifen, plötzlich stellt sich der Faden auf.

Mehr hats dann nicht für einen eleganten Hüpfer nach hinten und Pulsrasen gebraucht. Kurz überlegt, ob die Geisterstunde WIRKLICH vorbei ist und aus der Ferne den Faden weiterbeobachtet.

Dann versuchte ich rauszufinden, woher der Bursche kam - immerhin war da ziemlich flott ein Regenwurm mitten am Boden unterwegs.
Zuerst hab ich gegrübelt, ob ich mir den aus Versehen mit der Kiste aufs Bett geschleppt hab. Auch wieder so eine *urks/bäääh/iiieh*- Überlegung, (draußen am Balkon war ich seit Tagen nicht,) und was weiß ich, ob die Regenwürmer nicht auf die Idee kommen, über die Einblattblätter zur Kiste zu robben.
Warum auch immer, aber ich seh ja nicht in die Gedanken der Würmer.

Jedenfalls hab ich den Burschen dann dazu gebracht (ein bisserl unfreiwillig) auf ein entsorgtes Papier zu klettern & ihn in die nächste Pflanze befördert, dorthin war eh sowieso zielstrebig unterwegs.
Kurz hab ich auch überlegt, ob ich ihn dort ansiedl, allerdings war mir da noch nicht klar, WOHER er ist und fand das doch sehr gruslig.
Ihn aber nur so wenige Luftmeter vom Bett zu wissen auch.

Ich hatte mal einen Bekannten, der bückte sich nach einem dicken schwarzen Schnürsenkel, der plötzlich in seiner Studentenbude auf dem Boden lag. Der Schnürsenkel entpuppte sich dann als irgendeine Natter, die einer Biologiestudentin abgehauen war, die zwar auf demselben Stockwerk, aber einem anderen Gang wohnte - getrennt durch zwei Glastüren. Als er gerade mit der Schlange an die Uni zu einem Biologie-Prof stapfen wollte, um die Natter identifizieren zu lassen, traf er sie zufällig auf dem Flur. Ohne zu wissen, dass sie Biologie studierte, fragte er sie: "Du hast nicht zufällig eine Schlange verloren?" Sie war überglücklich und fiel ihm fast um den Hals, sie vermisste die Natter schon seit einigen Tagen. Er erkundigte sich daraufhin vorsichtig, ob sie noch mehr Getier in ihrer Bude habe, das abrücken könne (sie hatte, auch Giftiges), und war dann nicht traurig, als sie ihm verkündete, sie ziehe bald aus. "Ich fand sie ja schon sehr attraktiv, aber mit all den Schlangen wäre sie doch nichts für mich gewesen", meinte er zu mir.