Faultierwirtschaft

Vor knappen 24 Stunden haben wir uns getroffen, vor 50 Minuten bin ich gegangen.

Gestern ein ruhiger Abend, heute in mehrdeutiger Hinsicht eine kalte Nacht.
Als ich gegen halb acht aufgewacht bin, habe ich kurz überlegt, auf leisen Sohlen doch zum Training zu gehen.
Das hatte ich in der Nacht noch abgesagt, weil der Mann für den Vormittag Pläne gemacht hat.
Dann habe ich mich dagegen entschieden.

Der Mann beschloß dann für uns zu Mittag zu kochen, da dachte ich, ich wäre schon längst weg. War auch so ausgemacht - ich gehe am späten Vormittag/gegen Mittag. Das war sehr schön. Überhaupt waren die letzten Tage sehr intensiv an Gesprächen.
Du siehst sehr glücklich aus, sage ich dann am Nachmittag mal zu ihm.
Du machst mich glücklich, antwortet er und umarmt mich fest.
Verlieb Dich bloß nicht in mich, denke ich...

Er erzählt von den Reiseplänen im Sommer.
Und einfach so - mitten drin - fragt er: kommst Du mit? Gut, daß meine 24 Stunden-Überwachung nicht mehr aktiv war. Ich bin innerlicht ganz fertig. Diese Frage ist ein derartiger Vertrauensbeweis. Diese Reise ist nicht irgendeine Reise. Diese Reise hat für ihn eine große Bedeutung. Daß er einfach so überlegt, mich mitzunehmen - sagt eine Menge.

Der Mamazwerg kommt erbost vom Einkauf zurück und redet.
Für mich wieder wirr, weil der Mamazwerg Übergänge aus- und Gedanken hüpfen läßt.

Ich gehe selber in den Supermarkt und nehme eine Packung Tricolore.
Bei der Selbstbedienungskassa - die ich nur auswähle, weil sonst alles voll ist und ich nur die Paprika habe - frage ich die Servicedame, ob ich ein Pickerl kleben kann.

- Nein, sagt sie. Das sind Clever. (Darauf darf man nix kleben. Dürfen ja, aber abgezogen wird halt nix.)
- Wo steht das, frage ich. Die Packung weiß nämlich nix aus.
- Hier, sagt sie und fährt über den Scanner.
- Schön, sage ich. Aber das muß auch AUF dem Produkt drauf stehen.
- Die kommen aus Spanien, sagt sie. Die sind immer Clever.

Innerlich lache ich mich scheckig und denke mir, daß ich den Spruch dem Mann erzählen muß.

Der Flug hatte Verspätung - nicht so extrem wie der am Vormittag (über 6 Stunden), aber genug, daß vergleichsweise keine Leute mehr am Flughafen waren.
Der Mann kam und umarmte mich intensiv. Das war schön und sehr unerwartet, in der Öffentlichkeit gibt es außer Nähe nichts. Aber es war ja auch niemand mehr da : ) Aber so soll es ja sein, wenn man abgeholt wird.

Dann habe ich fix seine Fahrkarte gekauft und wir sind zum Zug gelaufen - der hatte dann aber Verspätung, aber wenigstens waren wir drinnen und fuhren über Hauptstraßen zu ihm.

Bei ihm fragte ich halb im Spaß, ob er mich vermißt hat. Ihm rutschte raus, daß er viel an mich gedacht hat.
Später fragte er, ob wir kuschelt könnten. Als Cyborg kann ich alles - nur die Auswertung wird interessant : )
Als ich ihm eine gute Nacht wünschte, sagt er - verlieb Dich nur nicht.
Nein, sagte ich, werde ich nicht.
Weil da genau der richtige spricht.
Der hatte in der Nacht überhaupt sehr sein Herz auf der Zunge. Das war wirklich schön, so ohne Hintergedanken das Gespräch, das wir hatten.
Mehrfach bedankte er sich, daß ich in seinem Leben bin.
Einmal haben wir meinen Monitor zum Piepen gebracht. Das war sehr lustig.
Bin schon auf das Gespräch gespannt.

Nachdem die Überwachung gestern erst später begonnen hat und ich so eine nixdamitanzufangen-Pause zum Kältetermin hatte, habe ich beschlossen, doch direkt zuerst kurz zu Hause einen Halt einzulegen, hab mich dann entkopplen lassen und bin weiter zu minus 110 Grad.

Jetzt Musik hören.
Damit der Kopf in der Nacht wieder besser schläft.
Das lag aber heute an der Verkabelung - die hat mir schon gesten zu schaffen gemacht.