Samstag, 2. April 2016
Ein letztes Adieu
Die Arbeit in der Früh war eine gelungene Ablenkung, wenn auch mit bisserl Streß verbunden, weil Zug erwischen & quer durch die Stadt heim, umziehen, umpacken, Blumen holen und den Weg zurück.
Tat dennoch gut.



Die Blumen hab ich bereits am Donnerstagnachmittag geholt. Mehr als beim letzten Mal. Damals war es ein Statement, diesmal von Herzen.

Den Mamazwerg beim Zug getroffen und meine Routenwahl genommen - wir waren die ersten Gäste in der Halle. Vorne saß nur die engste Familie. Ich wollte gleich zu ihnen* - ohne Zuschauer.
Zudem war ich ein wenig überrumpelt vom Friedhofsmitarbeiter. Der war überhaupt ein wenig zu laut und zu trampelig.

Als wir mit meiner Tante, meinem Cousin und seiner Tante dastanden - Auftritt meines Erzeugers.
Nachdem er sich wichtig gemacht hatte und sich weiter aufblies, gingen wir wieder an die frische Luft, weil es doch sehr bedrückend in der Aufbahrungshalle war. Außerdem bin ich nicht sein Publikum.

Draußen war der Mamazwerg doch ziemlich fuxig, weil er mich noch nicht einmal ignoriert hatte. (Ich erwarte seit dem letzten Zusammentreffen gar nichts (anderes) mehr von ihm.)

Er kam dann auch aus der Halle, um GANZ wichtig zu telefonieren. Währenddessen sind wir einmal ums Eck. Bisserl Abstand. Einfach, damit bei mir die Wattierung einsetzt und ich nicht in Versuchung kommen, etwas zu ihm zu sagen. Ist außerdem nicht sein Tag, auch wenn er alles daran gesetzt hat, mal wieder im Mittelpunkt zu stehen.

Dann kam die Kleine mit ihrer Mama, die ich begrüßt habe und schwups war auch mein Vater wieder zugegen. Nachdem der Mamazwerg die Kleine noch nie gesehen hat und der Moment auch gut war, hab ich sie vorgestellt.
Da mußte mein Erzeuger dann doch versuchen, bisserl zu retten, und gegrüßte den Mamazwerg, bevor er mir die Hand quetschte. Das wars aber auch schon.

Dem Mamazwerg gezeigt, wo das Grab ist und langsam zurück zur Halle. Nachdem hinten schon alles belegt war, mußten wir doch in die zweite Reihe. Da saßen an der Wand schon meine Schwestern.
Ich hab mich außen hingesetzt und zugesehen, wie mein Erzeuger wieder wichtig wurde. War leider nicht zu übersehen:
Kam zu seiner Schwester und seinem Neffen, um zu erzählen, was für ein Streß das nun gibt, er sich vertreten lassen muß, und die Vertret- und wohl ... nun... ganz ganz groß der kleine Mann... und mußte doch bei mir vorbei.

Zwischen dem Mamazwerg und ihm war dann ein Platz frei, auf den sich eine sehr nette Dame setzte.
Mein Vater fühlte sich gleich dazu berufen, ihr zu erklären, daß neben ihm seine beiden Töchter sitzen. Als sie sich dann dem Mamazwerg zuwandte, sagte der Mamazwerg - und das ist seine erstgeborene Tochter, das vergißt er nur gern.

Das geht mir ziemlich nahe. Das Löwenherz vom Mamazwerg gegen das feige Löwenmännlein.

Dann war es soweit. Eine sehr schöne einfühlsame Messe.
Wieder ganz anders, als die anderen Reden, die ich die letzten Jahre gehört habe. Der Sänger war sehr gut und das Wattermittel hat dann langsam beim Ave Maria zu wirken begonnen.

Beim Rausgehen haben wir dem Herrn Wichtig Platz gemacht und uns weiter hinten eingereiht. Da hab ich dann auch den andren Opa von der Kleinen begrüßen können.

Draußen gab es noch ein Trompetensolo. Schön war das.
Beim Kondolieren wurde ich mehrfach gefragt, ob ich eh mitkomme.
Meinen Vater, der den Nerv hatte sich und seine Töchter einzureihen, habe ich inklusive ausgelassen.
Ich bewundere ja meine Tante, aber ich vergesse ihm diese Frechheit von vor 4 Jahren nicht. Damit will ich sagen, er soll jetzt nicht so tun, als ob ihn das irgendwie auch nur kratzen tät.
Der Mamazwerg war so frech und hat ihn darauf angesprochen.
Also manchmal haut mich der Mamazwerg wirklich fast aus den Schuhen...


Während des Defilees hab ich mich wieder mit dem Opa und der netten Dame unterhalten. Es waren sehr viele mehr Menschen da, als meine Tante erwartet hatte. Ich finde das schön. Zu sehen, wie sehr geliebt und geschätzt er war.

Den Mamazwerg dann sanft genötigt auch mit zum Essen zu kommen, mit dem Versprechen ganz weit weg vom Blasebalg zu sitzen.

Das Essen & gemeinsame Zusammensitzen waren ausgesprochen nett - wenn man das unter diesen Umständen so sagen kann.
Zunächst saß ich neben meinem Cousin und wir konnte das erste Mal wieder kurz miteinander reden. Der Mamazwerg wurde von einem Studienfreund entdeckt, der mich nach dem Befinden gefragt hatte (hab die Hand gestreckt & gesagt: hab ich mitgebracht). Später hab ich mich zu den Schulfreunden meines Cousins gesetzt, die sehr angeregt mit dem Mamazwerg über Gott & Welt gesprochen haben.

Von meinen Schwestern hat keine Anstalten gemacht, mit mir reden zu wollen und ich hab es mittlerweile aufgegeben, darauf zu warten.
Somit haben sie sich zwar von mir verabschiedet, da mußte dann sogar mein Vater (immerhin hat er 2 (!!) ganze Wörter [Hallo - Baba] mit mir gewechselt, aber auch nur, weil alle Augen auf ihn gerichtet waren) mitziehen, aber das wars dann auch.

Gemeinsam sind wir, die noch übrig waren, den ganzen Berg hinunter bis zur letzten Busstation gegangen. Nachdem ich dem Mamazwerg die Gelegenheit lassen wollte, sich weiter mit dem alten Bekannten zu unterhalten, hab ich einen andren Weg heimgenommen, um zu Hause ziemlich fix ins Bett zu kriechen.

Die Tafel war ein guter Abschluß für so einen schweren Gang.
Das Herz ist noch immer sehr schwer, aber es war schön, so viele nette Menschen (wieder) zu treffen.


* Wir haben uns seit 2013 nicht mehr gesehen.

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Wattierungsabbau
Ein seltsamer Tag. Viel einzuordnen.
Wenn dann das Wattemittel nachläßt, obwohl ich sehr lange auf dessen Wirkung gewartet habe.

Viel zum Nachdenken, oder besser auch nicht.


José González - Stay Alive

Den Mamazwerg dabei zu haben, war tröstlich und auch unterhaltsam. Diese Spitzen. Berechtigt.
Auch mit dabei, einen Satz von gestern. Als Rüstung.

Heimgekommen und nicht viel später ins Bett.
Fast 7 Stunden durchgeschlafen.

Zwei Tage Pause. Dann reset.

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