Dienstag, 24. April 2012
Gestorben
Zwischen zwei Kundentermin mal eine halbe Wattebauschtablette eingeworfen, nachdem ich im Jänner die Erfahrung mit der verzögerten Wirkung gemacht hatte und da einfach vorbereitet sein wollte. Man weiß ja nicht, und gut wars.

Auf die Wirkung hab ich gewartet, währenddessen mal den Anflug einer Panikattacke weggeatmet und weiter im Arbeitsfluß.
Gut, daß ich in der Früh doch umentschieden hab und kurz fürs Essen heimgefahren bin. Für 25 Minuten zahlt sich das eigentlich nicht aus, aber noch kurz die eigenen vier Wände bevor andre über einem vllt zusammenbrechen, schien mir tröstlich.

Meine Begleitung getroffen und beredet, was sich die Tage so (auf)tat und was uns wohl erwarten würde.
Dann schon mal der erste Schreck, manche Leute erkenne ich auch noch nach all den Jahren nur am Gang - fast erschrecken. Noch erschreckter die Meldung an meiner Seite wie, der? sah der nicht mal .. also.. ähm... auf die ich nur nicken konnte. Ja, das dachte ich mir schon mal vor paar Jahren.
Somit war mir auch klar, was letztendlich dieses nicht Informieren, Verschweigen usw. mitausgelöst haben muß.

Ich frag mich wirklich, was manche Leute von mir denken. Oder ich frag mich nicht. Weil ich sowas gar nicht wissen will. Zu einer Beerdigung gehe ich, um die letzte Ehre zu erweisen. Wer und wo und was da sonst noch ist, ist für mich fünftrangig.

Beim Eintrage in die Trauerliste fragende unschlüssige Blicke, ob ich nicht könnte... so habe ich für vier Leute geschrieben, die andren brauchten nur noch den Namen drunter setzen und da saßen wir dann auch schon. Ganz dicht aneinander in der letzten Reihe, so voll wars.

Hand in Hand, in der andren jeweils ein Taschentuch, den andren Herzschlag und Atem spüren. Beruhigend. Die dritte Beerdigung in vier Monaten, das zweite Mal hinter einem Arsch sitzen zu müssen, das ist doch recht viel. So ganz und gar. An ganz frischen und sehr alten Wunden. Das rührt einiges um.
So auch der sehr schöne A Capella Chor und dann gings los.

Eine sehr schöne Feier. Man macht sich unwillkürlich Gedanken, was und wer bei der eigenen Feierlichkeit einmal sprechen wird. Dann der schreckliche Moment und eine Menge Tempoaufriß.
Hab mich sehr gut gehalten, nur als wir als Erste in der Kondolenzreihe standen, da bekam ich dann ganz weiche Knie.

Nachdem wir die Ersten waren, sind wir auch gleich raus an die frische Luft und in den Frühling. Das blühende Leben.

Irgendwie kam niemand nach, besprochen war auch nichts und so hab ich das getan, was ich nicht sehr viel später sowieso hätte machen müssen - zurück zur Arbeit.

In einem kurzen freien Moment den Fehler begangen anzurufen, ob wir uns heute Abend noch treffen, und zusammen etwas trinken gehen. Letztens hieß es ja noch, man wäre nicht zum Leichenschmaus eingeladen. Und statt ganz normal ja oder nein zu sagen, wurde ich fast angeschnauzt, man würde jetzt was trinken sein und dann wurde mir auch schon aufgelegt.

Ich denke, das wars jetzt dann für mich. Ich bin noch so fair und lege ein paar Tage drauf, um das aufzuklären, ansonsten denke ich, es ist nun wirklich für mich an der Zeit, da auf mich zu schauen.
Ich denke nicht daran, mich zu entschuldigen, weil ich zurück zur Arbeit bin - meinen Mittagstermin habe ich mit sehr viel Bauchweh von allen Seiten zurücklegen müssen und von einer Einladung zu wasauchimmer war nie die Rede. Zumal ich bis heute überhaupt keine Information trotz Zusagen bekommen habe.


Und was bleibt, die Sprüche, sein Lachen, unser letztes Treffen und das davor und eine Menge an Rückhalt von hier und andren Menschen.

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